Auf den Seiten der Harvard-Law-School findet sich ein eindrucksvoller Artikel, in dem Prof. Lawrence Susskind nicht nur die verborgenen Vorteile von Mediation beschreibt, sondern dieses Verfahren auch als einen Prozess zur Problemlösung definiert:
— Read on www.pon.harvard.edu/daily/mediation/mediation-as-problem-solving/
Dabei ist der Artikel natürlich von der amerikanischen Sicht des Gerichtsverfahrens und die Rolle der Mediation in diesem Rechtskreis gekennzeichnet. Deshalb erscheinen manche Ausführungen auf den ersten Blick zwar fremd, dies gibt sich aber, wenn der Text in diesen Kontext des anglo-amerikanischen Rechts gerückt wird.

Der Autor stellt heraus, dass Mediation als Problemösungsinstrument drei Dinge voraussetze:
- (1) der Wille aller verfahrensrelevanten Beteiligten dazu, zusammenzuarbeiten, um entweder das Problem zu lösen oder über die Situation zu verhandeln.
- (2) eine Person, die sowohl die Fähigkeiten für das allparteiliche Führen von Mediationsverhandlungen mit sich bringt, als auch hinreichende Kenntnis über den zu verhandelnden Sachverhalt und die dahinter stehende Rechtslage, sowie auch das Geschick, schwierige Kommunikationsstituationen zu meistern und ausgleichen zu können.
- (3)Schließlich bedarf es einer grundsätzlichen Übereinkunft über die in diesem Verfahren anzuwendenden Regeln, Sanktionsmöglichkeiten für Verstöße, gegebenfalls zeitliche Absprachen und inhaltliche Beschränkungen.
Diese Grundvoraussetzungen gelten immer, wenn es darum geht, Probleme eigenverantwortlich und auf Augenhöhe mit der anderen Konfliktseite zu lösen – sowohl wenn es um familiäre Konflikte oder solche in der Nachbarschaft geht, wie auch bei größeren Problemstellungen mit der Beteiligung öffentlicher Stellen oder gar bei grenzüberschreitenden Problemen.
Mediation wohnt die Überzeugung inne, dass Konflikte auf einer kommunikativen Ebene auch gelöst werden können – weil die am Konflikt beteiligten Menschen grundsätzlich vernunftbegabte Wesen sind, die mit ihrer Umwelt vielfältig und vielschichtig kommunizieren. Ob die Kommunikation dann tatsächlich auch vernunftgesteuert ist oder nicht – das ist eine andere Frage. Dies fordert – um zu den Definitionen von oben zurückzukehren – den oder die Mediator:in in ihrem Wissen und Können heraus, die verschiedenen Ebenen der Kommunikation wie von einer Zwiebel herauszuschälen und in dem Prozess zu begleiten.