Wenn die Mediation in eine Sackgasse gerät…

Im LexBlog habe ich einen Beitrag gefunden, der sich zwar in erster Linie mit Problemstellungen in Wirtschaftsmediationsverfahren befasst. Die hier vorgestellten Ansätze zur Vermeidung und Überwindungen von Sackgassen lässt sich aber auch auf andere Themenstellungen der Mediation übertragen.

Quelle: Top Strategies for Preventing and Breaking Impasse in Mediation | LexBlog

Im Kern geht es darum, zwar einerseits Beharrlichkeit zu zeigen und nicht zu schnell aufzugeben. Auf der anderen Seite muss man aber den Medianten auch zeigen, dass es eine Chance geben kann, die Blockade tatsächlich zu überwinden. Dies ist umso mehr von Bedeutung, als dass bei verfahrenen Situationen schnell der Abbruch des ganzen Verfahrens drohen kann.

Der Artikel verweist seinerseits auf einen Band der  2011 von der New York State Bar Association unter der Federführung der Mediatorin Molly Klapper herausgegeben wurde: „Definitive Creative Impasse-Breaking Techniques in Mediation“ – zu deutsch etwa: Definitive kreative Techniken zur Durchbrechung von Blockaden in der Mediation.

Hierbei ist ein Aufsatz von Professor Jonathan Hyman hilfreich. Dieser benennt vier verschiedene Mediationsmodi: Position / Verteilung, Wertschöpfung, Beziehung und Verständnis.

Der erste Modus befasst sich im Wesentlichen um finanzielle Forderungen und deren Geltendmachung oder Abwehr.

Der Wertschöpfungsmodus geht schon darüber hinaus. Wie eine zweite Schale legt dieser um den ersten Modus die Erweiterung um wertschöpfende Faktoren. Neben dem reinen finanziellen Interesse kommen daher auch längerfristige und nachhaltigere Überlegungen zum Tragen.

Auf der dritten Ebene spielen dann Beziehungen eine Rolle – hier geht es in aller Regel um Fragen, die sich um die Störung einer ansonsten funktionierenden Kommunikation drehen. Die rein wirtschaftlichen Interessen der ersten Ebene treten dabei ebenso in den Hintergrund wie die auf Nachhaltigkeit angelegten Elemente der zweiten Stufe.

Auf der Ebene des Verstehens geht es nicht mehr nur um die Kommunikation, sondern darüber hinaus auch um das Verstehen und das Verständnis der hinter den Argumenten stehenden Beweggründen und Bedürfnissen.

Sackgassen können demnach immer dann entstehen, wenn die Beteiligten sich in unterschiedlichen Modi befinden. Dann nämlich liegt eine gestörte Kommuinikation vor, der Sender kommt mit seiner Metabotschaft aus einer anderen Ebene als in der sich der Empfänger befindet.

Zum Aufbrechen einer solchen Blockade kann es logischerweise kein Allheilmittel geben, der oben zitierte Aufsatz enthält aber durchaus bedenkenswerte Ansätze.

Für wichtig halte ich es aber, sich die verschiedenen Modi nicht nur zu vergegenwärtigen, sondern eben auch dafür zu sorgen, dass die Kommunikation nicht über die verschiedenen Ebenen hinweg geführt wird, sondern dass das Gespräch dorthin geführt wird, wo wieder eine gemeinsame Basis besteht, auf der aufgebaut werden kann, ohne allerdings zu verdrängen, dass einer Partei die Konfliktklärung auch auf anderer Ebene wichtig zu sein scheint.

Hierbei können verschiedene kommunikative Hilfsmittel ebenso eingesetzt werden, wie Techniken zur Visualisierung und Verdeutlichung der jeweiligen Modi.

 

 

 

 

Veröffentlicht von Roland Hoheisel-Gruler

Volljurist// Mediator // Dipl. Forstwirt (univ.)//Hochschullehrer

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