„How to divorce with dignity“ – so ist diese Seite im MMB Magazine überschrieben:
Quelle: How to divorce with dignity with Stowe family Law and MMB Magazine
Dieser Ratgeber bewegt sich – natürlich – auf dem Boden des Rechts des Vereinigten Königreichs, wird das Magazin doch ebendort in Mittelengland verlegt. Deswegen sind diese Hinweise nicht 1:1 auf deutsche Verhältnisse übertragbar. Dies liegt aber am jeweiligen Verfahrensrecht in Familiensachen in den jeweiligen Ländern im Allgemeinen – und am materiellen Familienrecht im Besonderen.

Soweit der Text aber von „Würde“ spricht – hat er offensichtlich als Gegenpart würdelose Trennungen im Auge, also Rosenkriege in all ihren Facetten und Spielarten.
In diesem Text findet Mediation auch eine wichtige Erwähnung, sie ist dort eingebettet zwischen die Wahl der/des richtigen Anwalts/Anwältin und dem Versuch eines kollaborativen Verfahrens.
Dabei hat die Mediation in Familien- und Trennungskonflikten doch einen eigenständigen und vom eigentlichen Verfahren losgelösten Reiz:
Und dieser hat etwas mit der angesprochenen Würde – der „dignity“ zu tun. Die eigene Würde in einem Trennungskonflikt hat immer zwei Richtungen: Die Sorge um die Bewahrung und des Schutzes der eigenen Würde und die Verpflichtung, die Würde des Gegenübers zu achten und zu wahren. Während die Bewahrung und der Schutz der eigenen Würde äußerst fragil ist, weil die Achtung seitens des Gegenübers nicht gesichert ist, ist die Verpflichtung dem Gegenüber seine Würde zu wahren, angesichts der vielleicht erlittenen Verletzungen und seelischen Wunden aus diesem Konflikt eine Aufgabe, die im Widerstreit zur ersten stehen mag.
Dieses gilt im Trennungskonflikt vice versa für beide Konfliktbeteiligten gleichermaßen. Und es kann und darf nicht angenommen werden, dass dies bei Paaren, die sich in Mediation begeben, eine Selbstverständlichkeit ist.
Die Frage, ob und wieweit man sich in diesem Prozess Vertrauen entgegenbringen mag, muss daher immer neu gestellt und neu beantwortet werden. Nur, wenn für den zu bearbeitenden Punkt ein Grundvertrauen hergestellt ist, kann die Würde selbst thematisiert werden. Dabei geht es nicht nur um wechselseitige Achtung und Anerkennung, sondern auch um die Fragen, wie und mit welcher Zielrichtung die Konfliktklärung betrieben wird. Die Sprache und die nonverbale Kommunikation sind dabei wesentliche Handlungsmittel, auf die geachtet werden müssen. Aber auch Botschaften, die auf einer Meta-Ebene transportiert werden, wollen dechiffriert und kontextualisiert sein.
Beide Mediant*innen brauchen daher einen doppelten Schutz: Die Sicherheit, dass das Setting in der Mediation Bewahrung und Schutz für jeweils sich selbst bietet – und die Gewissheit, dass bei der Verpflichtung zur Wahrung der Würde des jeweiligen Gegenübers eine Unterstützung angeboten und erteilt werden wird.
Das ist die große Herausforderung für mich als Mediator: Die Allparteilichkeit auch auf diese höchstpersönlichen aber wichtigen Aspekte zu erstrecken und damit den Boden erst zu bereiten, für die Beteiligten ein Klima zu schaffen, in dem sie würdevoll und selbstbewusst ihre Bedürfnisse artikulieren und am Ausgleich der wechselseitigen Bedürfnisse arbeiten können – um so am Ende zu einem guten Ergebnis zu kommen.
Eine würdevolle Trennung gelingt dann, wenn die eigene Sphäre geschützt und der Blick insgesamt geweitet ist.