Wenn die Trennung oder Scheidung ansteht: Was man über eine Mediation wissen sollte

Kurz und bündig fasst dieser Netzfund zusammen, was man unbedingt wissen sollte, wenn eine Trennung oder Scheidung anstent – und die Möglichkeit, eine Mediation anzugehen, in der Überlegung ist:

Quelle: Where To Start If You Are Thinking Of Mediation For Your Divorce | Mercier Services Mediation

Dabei fasst dieser kurze Text tatsächlich die wesentlichen Punkte zusammen, die unerlässlich sind, um sich vorab ein Bild zu machen.

Photo by cottonbro on Pexels.com

SPOILER ALERT: ganz so schnell, wie in dem Text beschrieben, geht es dann noch nicht. Das dort praktizierte Modell beruht auf der Idee, dass die wesentlichen Punkte entlang der gängigen und üblichen Regelungen sich schnell aushandeln lassen könnte. Wenn das geht – solls recht sein. Wenn nicht: Sich Zeit für das Verfahren nehmen ist gut inverstiertes Geld, weil es dann hilft, im Nachgang vielleicht teure Auseinandersetzungen zu ersparen.

Aber nun im Einzelnen:

Am allerwichtigsten ist, dass es sich hier um ein freiwilliges Verfahren handelt und dass niemand zu gar nichts gezwungen werden kann (außer, am Ende die Rechnung zu bezahlen….) Das bedeutet, dass jede Konfliktpartei zu jeder Zeit in jeder Phase des Verfahrens die Option hat, das Verfahren zu beenden. Daraus folgt, dass Tricks und Spielchen, wenn sie offenbar werden (und das tun sie in einem solchen Verfahren in aller Regel) und andere Vertrauensmissbräuche das Scheitern des gesamten Verfahrens unweigerlich nach sich ziehen würden. Daraus folgt: Sich an die vereinbarten Regeln zu halten dient auch dem Interesse des eigenen Geldbeutels.

Neben der Freiwilligkeit ist die Vertraulichkeit ein wesentliches Element der Mediation: Alles, was in diesem Verfahren besprochen wird, ist und bleibt vertraulich. Es gibt keine Geheim-Absprachen, keine Deals hinter der Hand und Ähnliches. Daraus folgt aber auch: Es gibt keinen Beweiswert von Sachen, die nur in diesem Verfahren offengelegt wurden, falls es zu einem gerichtlichen Streit darüber käme. Und: Der Mediator steht nicht als Zeuge für irgendeine Partei zur Verfügung. Dies wird durch entsprechende Vereinbarungen abgesichert.

Dabei sind wir beim dritten Punkt: Einerseits ist ein Mediationsverfahren strikt in Phasen eingeteilt und standardisiert. Andererseits gibt es im Verfahren nichts, was nicht zwischen den Beteiligten nicht vereinbart wird. Das bedeutet ein Stück weit Selbstverantwortung anstatt Fremdbestimmung – aber es bietet auch die Möglichkeit, die anstehenden Verfahrensschritte im Voraus zu besprechen und Inhalte für Sessions festzulegen – letztlich das Heft in der Hand zu behalten.

Eine Trennungs- oder Scheidungsmediation orientiert sich in erster Linie an den Bedürfnissen der beteiligten Menschen und arbeitet nicht familienrechtliche Standardmodelle ab. Eine Mediation ist auch keine Rechtsberatung. Eine Mediation schafft den Rahmen für das Abschließen des bisherigen – gemeinsamen – Lebensabschnittes und eröffnet die Möglichkeit, das sich anschließende Leben neu zu gestalten. Soweit es noch Bezugs- und Verbindungspunkte geben sollte, die diese Trennung überdauern, so ist das eine Möglichkeit, sich auch hierüber zu verständigen. Das können die Belange von gemeinsamen Kindern sein, aber auch noch zu bedienende Kredite, gemeinsames Vermögen und vieles mehr.

Die Mediation läuft in der Regel so ab, dass die Punkte, die den einzelnen Parteien wichtig sind, angesprochen und in eine Reihenfolge gebracht werden. Nach Klärung der jeweiligen Positionen werden die dahinter liegenden Bedürfnisse erörtert und auf einer gemeinsamen Ebene geklärt. Darauf aufbauend, wenn die Bedürfnisse klar sind, können Schnittmengen gesucht werden und hieraus Lösungen entwickelt werden. Keinesfalls werden Vorschläge als solche zur Diskussion gestellt und dann an diesen herumverhandelt. Der Weg geht gerade anders herum: Der Vorschlag entwickelt sich aus dem, was gemeinsam zu einem Problempunkt erarbeitet wurde. Das kann durchaus mehrere Sitzungen in Anspruch nehmen.

Am Ende steht eine Vereinbarung. Diese ist mehr als ein bloßes good-will: Weil das deutsche Familienrecht für solche Vereinbarungen vor Rechtskraft einer Scheidung eine notarielle Beurkundung verlangt, ist in der Regel der nächste Weg nach der Mediation der zum Notar.

Am Ende kommt immer noch die Frage, was es denn koste: Die Antwort ist die eines Juristen, nämlich: „Es kommt darauf an!“. In der Regel werden Stundenhonorare vereinbart. Je mehr Zeit die Mediation beansprucht, umso teurer wird es. Es gibt Verfahren, da geht es schnell und die Sache ist in wenigen Stunden durchgesprochen und klar – und es gibt welche, da muss bei der Konfliktklärung tiefer gearbeitet werden, oder Lösungsvorschläge müssen noch zusätzlich evaluiert werden. Das kann sich hinziehen. Deswegen ist es auch schwer, irgendwelche Versprechungen zu machen. So schnell, wie auf der zitierten Seite angepriesen, geht es aber in der Regel wirklich nicht. Was aber zählt, ist am Ende der Erfolg, dass man gemeinsam und miteinander ein Regelwerk geschaffen hat, das die Problemstellungen anspricht und passgenau abarbeitet, sozusagen ein Maßanzug für diesen konkreten Fall.

Veröffentlicht von Roland Hoheisel-Gruler

Volljurist// Mediator // Dipl. Forstwirt (univ.)//Hochschullehrer

%d Bloggern gefällt das: