Mediation: Wie man sich setzt, so mediiert man auch…

Dieser Netzfund von PON der Hrvard Law School befasst sich mit Skills, die für einen erfolgreichen Verlauf eines Mediationsverfahrens wichtig sein können, die aber nicht unbedingt im Fokus der Vorbereitungen einer Sitzung sehen.

Dieser Artikel ist lesenswert: Den Einstieg machen die Autor:innen (wer immer sich hinter dem Sammelpseudonym PON Staff verbergen mag) mit der Erkenntnis, dass einer der wesentlichen Skills, die ein Mediator mitbringen muss, die Fähigkeit sei, Probleme zu lösen (oder, besser gesagt: bei der Problemlösung bestmögliche Unterstützungsleistung zu gewährleisten)

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Quelle: Mediation: Sitting Down at the Table

Dann aber kommen die Soft-Skills an die Reihe:

Der Titel der Seite „Sitting down at the table“ hat drei Komponenten in sich:

  • Wie und in welcher Ordnung sitzen die Konfliktparteien am Tisch?
  • Gibt es hinreichend Wechsel zwischen Sitzen und Aufstehen?
  • Wie sind die Sitzgelegenheiten überhaupt beschaffen?

Wie sieht es aus mit der Sitzuordnung? Klappt das mit dem Verhandeln am runden Tisch oder sitzen sich die Konfliktparteien gegenüber wie wenn es um eine Schlachtaufstellung geht? Vor allem: Wie ist es zu lösen, wenn mehr als nur zwei Beteiligte vorhanden sind.

An dieser Stelle helfen Vorüberlegungen deutlich, schon durch die gewählte Choreographie konfliktentschärfend auf das Setting beitragen zu können. Dabei bedarf es immer auch einer gewissen Flexibilität. Je persönlicher der zu lösende Konflikt ist, umso mehr muss auch auf die Schutzzone, die Medianten für sich beanspruchen mögen, Rücksicht genommen werden. Das gilt insbesondere in Fragen innerhalb von Familien, seien es Probleme bei Trennung und Scheidung oder beim Erben und Vererben. Aber auch nachbarrechtliche Auseinandersetzungen lassen sich leichter lösen, wenn die Privatsphäre der jeweiligen Medianten, die ja auch hier im Streit stehen kann, auch entsprechend bei der Sitzordnung sich wiederspiegelt.

Annäherungen auf der Verhandlungsebene lassen sich so auch leichter erfahrbar bei leichten Veränderungen der Sitzordnung abbilden.

Ein weiterer Punkt, auf den im Artikel aufmerksam gemacht wird, sind die Pausen. Diese sind keineswegs unproduktive Zeit (auch wenn in ihnen die Uhr für das Stundenhonorar nicht weiter tickt). Die Konfliktparteien müssen Gelegenheiten haben, sich das Erarbeitete nochmals durch den Kopf gehen lassen zu können, sie müssen sich vielleicht rückversichern oder weitere Informationen, die nicht vorliegen, einholen. Das braucht Zeit.

In diesem Zusammenhang muss auch darauf verwiesen werden, dass Aufnahmefähigkeit und Konzentration dann hoch bleiben, wenn hier eine gewisse Abwechslung in den Aktivitäten – hören, denken, reden, fragen, antworten – ebenso stattfindet, wie auch eine Stimulanz derselben: Input – Output – Kreativitäsphasen – usw.

Schließlich kommen die Autor:innen noch auf einen Punkt zu sprechen, an den man nicht unbedingt sofort denkt: Die Sitzmöbel.

Das Thema „Sitting down at the table“ schließt mit der Auswahl der richtigen Sitzmöbel: Mit einem Augenzwinkern lassen die Autor:innen Mediant:innen vor das geistige Auge treten, die während der Sitzungen mit den Bedienelementen der Stühle kämpfen – hoch, runter, nach vorne, zurück, aufrecht, Liegesitz…..

Nach dieser Reise durch die Möglichkeiten, nicht oder fast oder doch vom Stuhl zu kippen, empfehlen sie den guten alten einfachen Sitz. Bequem aber brauchbar. Ein guter Sitz sorgt dann dafür, dass der ganze Mensch mit seiner Aufmerksamkeit beim Thema ist und die Sitzung (nomen est omen!) zu einem guten Erfolg führt.

Veröffentlicht von Roland Hoheisel-Gruler

Volljurist// Mediator // Dipl. Forstwirt (univ.)//Hochschullehrer

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