Wenn Konflikte anstehen, die gelöst werden sollen, stellt sich die Frage, wie das am besten zu bewerkstelligen sei. Mediation kann hierbei eine passable Möglichkeit sein, schnell und sicher zu einem Erfolg zu gelangen. Doch welche Grundprinzipien stehen dahinter? Ist es nicht ein Aushandeln von Positionen, so ähnlich wie bei Vergleichsverhandlungen?

Diese Auffassung kommt von einer Denkart her, die insgesamt zu sehr von einer juristischen Vorstellung geprägt ist. Dabei zielt Mediation darauf ab, den Konflikt zu ergründen und in einem weiteren Schritt dann kommunikativ zu lösen. Dieser Schritt – und damit auch seine Unterschritte – unterscheiden sich aber deutlich von einer juristisch geprägen Herangehensweise. Erst am Ende – wenn also die gefundene Lösung verschriftlicht werden soll, kommen die Fertigkeiten der Vertragsgestaltung zum Einsatz. Denn letztlich soll – oder muss – die gefundene Lösung als Vereinbarung zwischen den Mediant:innen sowohl rechtssicher als auch einen vollstreckbaren Inhalt enthalten.
Die vier Stufen der Mediation
Zunächst muss der Konflikt als solcher geklärt werden. Dabei ist unabdingbar, dass die persönliche Ebene von der Sachebene getrennt wird. Je verstrickter und tiefer der Konflikt geht, umso schwieriger ist diese Trennung. Deswegen muss besonders darauf geachtet werden, dass die zu lösenden und idealerweise dann auch lösbarenden Punkte auf der Sachebene klar benannt und abgegrenzt werden. Dahinter stehende Meinungen und Haltungen in Bezug auf die Person, die die Gegenseite im Konflikt verkörpert, sind hingegen nicht mediierbar – und – wie sich auch das weitere Verfahren zeigen wird – im Wesentlichen nicht von Erheblichkeit. Gleichwohl müssen diese Befindlichkeiten berücksichtigt werden, damit die Konzentration auf die Sachthemen gelingen kann.
Auf der nächsten Ebene müssen die Bedürfnisse der jeweiligen Konfliktpartei herausgearbeitet werden. Bedürfnisse liegen in der Regel hinter den vertretenen Positionen verborgen. Das bedeutet, dass es an dieser Stelle in die Tiefe gehen muss: Der Austausch auf der Positionen-Ebene ist in der Regel wenig fruchtbar und führt allenfalls zur Verhärtung der Positionen. Das Sichtbarmachen der Bedürfnisse hingegen führt zur Öffnung einer weiteren Ebene – die dann zur Lösungsentwicklung herangezogen werden kann. Dabei kommt es entscheidend sowohl auf die Formulierung der Bedürfnisse an, als auch auf die Schaffung eines Klimas, nach dem die Bedürfnisse der Gegenseite sowohl als solche erkannt als auch anerkannt werden können.
Im weiteren Schritt haben sich die Mediant:innen von ihren im Konflikt vertretenen Positionen so weit entfernt, dass die jeweiligen Bedürfnisse erkannt und benannt sind. Das schafft die Möglichkeit, etwaige Schnittmengen auf der Bedürfnisebene zu detektieren und Lösungen aus den kommunizierten Bedürfnissen zu entwickeln. Hierzu können unterschiedliche – auch kreative – Instrumente zum Einsatz kommen.
Abschließend können die gefundenen Ergebnisse bewertet werden, um die bestmöglichen Varianten herauszuarbeiten. Die Evaluation erfolgt dann anhand eines objektiven Kriterienkataloges, der zwischen den Mediant:innen auch vereinbart wurde. Dabei werden die Kriterien an der Wertigkeit und Wichtigkeit in Bezug auf die jeweiligen Bedürfnisse ausgerichtet. Damit ist sichergestellt, dass in Bezug auf die Bedürfnislagen der Konfliktparteien eine win-win-Situation entstehen kann.
Wenn dann die Lösung des Konflikts gefunden ist, kann das Ergebnis verschriftlicht und – nach den Regeln der Vertragsgestaltung – in eine rechtssichere Vereinbarung gegossen werden. Es empfiehlt sich hierbei, sowohl Mechanismen für den Fall, dass wider Erwarten nachgesteuert werden muss, vorzusehen als auch eine Evaluation mit der Möglichkeit, dabei erkannte Schwachstellen erneut mediativ auszuräumen, mit aufzunehmen.