Der Streit und das Gefühl des Unrechts

Goethe mal wieder – könnte man sagen. Von ihm stammt nämlich folgendes Zitat:

Sie glauben, miteinander zu streiten,
Und fühlen das Unrecht von beiden Seiten.

Goethe

Damit beschreibt er eine Situation, der man in der Mediation häufig begegnen kann. Beide Konfliktparteien tragen ein Unbehagen in sich, weil sich ihr Verständnis davon, was recht – oder besser – gerecht wäre, davon unterscheidet, wie sie den Sachverhalt wahrnehmen und erleben.

streiten unrecht

Sie fühlen das Unrecht von beiden Seiten – die unterschiedliche Sicht auf die Dinge macht dieses Gefühl letztlich aus. Dann aber ist es angezeigt, dieses Fühlen von beiden Seiten auch den beiden Kontrahent:innen zugänglich zu machen. Wie kann das gehen?

In der Mediation wird ein großer Wert auf die Klärung des Konflikts gelöst – der Streit, das miteinander streiten, um beim Worte Goethes zu bleiben, ist schon das kommunikative Miteinander, das letztlich zur Lösung des Konfliktes führen kann. Diese Konfliktklärung findet dergestalt statt, dass nicht nur jede Partei ihre Sicht auf die Dinge äußert – also das selbst gefühlte Unrecht kund tut, sondern dass eine Beziehung hergestellt wird, wonach jede Partei zumindest nachvollziehen kann, warum die andere Seite hier ein Unrecht empfinden kann. Das ist ein nicht ganz einfacher, mitunter sogar anstrengender oder schmerzhaft zu empfindender Prozess innerhalb des Mediationsverfahrens. Das ist aber deswegen so wichtig, weil hier der Grundstock dafür gelegt wird, dann die einzelnen Bedürfnisse, die als Antworten auf das empfundene Unrecht verstanden werden können, herausgearbeitet werden können. Das wiederum erst ist die Grundlage für eine lösungsorientierte Kommunikation und einem erfolgreichen Abschluss der Mediation insgesamt.

Veröffentlicht von Roland Hoheisel-Gruler

Volljurist// Mediator // Dipl. Forstwirt (univ.)//Hochschullehrer

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