Im familiären Kontext besteht in der Regel ein hohes Maß an Konfliktpotential – und es ist auch ein Teil der Kunst des familiären Zusammenlebens, wie mit diesem Potential umgegangen wird und wie letztlich daraus erwachsende Konflikte einer Lösung zugeführt werden können.

Einen nicht unerheblichen Anteil hat sowohl die Rolle, die jemand als Beteiligte:r in der Familie einnimmt, die ihr oder ihm zugedacht wird oder zufällt, in die man sich begibt oder die man sich einfach nimmt. Die Ursachen und Hintergründe sind jeweils vielfältig und unterschiedlich: sie können in der Erziehung oder im sozialen Umfeld begründet liegen, in positiven wie negativen Vorbildern. Auch Bildung, kulturelle Hintergründe, Erwartungen, denen man ausgesetzt ist oder die man an sich selbst stellt, können eine Rolle spielen. Hinzu kommen Wünsche und Idealvorstellungen und tatsächlich oder vermeintliche Unveränderbarkeiten von Realitäten.
Das alles ist wichtig, wenn Konfliktlagen in innerfamiliärem Kontext angegangen werden sollen: Die Menschen müssen genau dort abgeholt werden, wo sie sich konkret befinden und sie müssen befähigt werden, von diesem Punkt aus ihre Bedürfnisse zu erkennen und zu artikulieren. Gerade wenn der Konflikt auch auf einer unterschiedlichen Vorstellung von der eigenen und einer zugedachten Rolle beruht, dann müssen diese Positionen geklärt werden und die Bedürfnisse hieraus abgeleitet und kommuniziert werden können. Dazu ist es unerlässlich, dass die Medianten ihrerseits die Möglichkeit der Reflexion und Selbstreflexion haben, um dann überhaupt ein Verständnis für die tiefere Ursache des Konfliktes zu entwickeln.
Dabei geht es nicht darum, tradierte und überkommene Vorstellungen von Vater-Mutter-Kind zu zementieren oder von vorne herein zu verdammen. Es geht darum, dass die Rollen und das Rollenverständnis hinterfragt werden können und hieraus dann Handlungsanweisungen abgeleitet werden können.
Das gilt auch im Trennungs- und Scheidungskonflikt. Selbst dort, wenn es also nicht mehr darum geht, eine Konfliktlösung im Interesse einer Aufrechterhaltung des Zusammenlebens herbeizuführen, geht es auch darum, zum Einen mit der gemeinsamen Vergangenheit abschließen zu können. Auf der anderen Seite bleiben, insbesondere wenn gemeinsame Kinder da sind, auch darüber hinaus gehende familiäre Verbindungen über Jahre bestehen, die nicht zuletzt im Interesse dieser Kinder ein gutes Miteinander verlangen können.
Letztlich ist aber auch eine innerfamiliäre Mediation, die auch das jeweilige konkrete Rollenverständnis berücksichtigt und das darin liegende Konfliktpotential im Rahmen der Konfliktklärung auch bearbeitet, ein Hilfsmittel, wenn es darum geht, Gewalt in der Familie, Gewalt gegen Frauen und Kinder aktiv und schon frühzeitig angehen zu können.